in Erinnerung an Karl Sigl
Eher durch Zufall kam unser langjähriges Mitglied Karl Sigl zum Verein. Ein Versprechen an seinen Sohn war der Grund für das Interesse am Modellflug. Aus Dankbarkeit über den gut überstandenen Unfall von Christian, durfte dieser zu den Modellfliegern gehen.
Das war bereits 1982 als Karl seinen ersten Kontakt zur MFG Alt-Neuötting aufnahm. Erst trat der Sohn dem Verein bei und im April 1983 wurde Karl als passives Mitglied aufgenommen. Von dieser Zeit an war er ein nicht zu missender Geist im Verein. Als gelernter Automechaniker war er ja auch handwerklich recht geschickt und für das Hobby des Modellbaus hoch interessiert.
Auch sein Herzinfarkt in den neunziger Jahren bremste seinen Elan im Verein keineswegs. Bereits 1993 trat er in den Berat des Vereins ein. Diese Position gab er nach 20 Jahren ab. Mein persönliches „Erlebnis“ mit ihm war die Aussage auf meine Frage, was denn die Aufgabe eines Beirates ist: „ich hab aufzupassen was die Oberen (Vorstände) machen und wenn nötig muss man sie zurückpfeifen“. Ja, das war der Karl!
Mit dem USA-Import eines Wonders aus dem Fundus von Helmut begann auch die unbeschreibliche Bauphase von Karl. Mit rund 300 Verbrenner und 200 Elektro Wondern eine unbeschreibliche Geschichte. Selbst die Resorohre wurden im Eigenbau erstellt. Der anfangs noch recht massive Modellbau ging im Laufe der Jahre in einen gewissen Leichtbau über. Dies ganze war natürlich auch seinem Sohn geschuldet, der Verschleiß war ungewöhnlich hoch. Doch wie heißt es so schön: der Knabe saß an der Quelle.
Mit dem Bau der P47, der Thunderbold, erreichte Karl seinen modellbauerischen Höhepunkt. Mit einer Akribie wurden Modelle gebaut und dank Sohnemann auch repariert, auch aus vermeintlichen Totalschäden heraus. Sein Vogel, dem Bussard stark nachempfunden, ist noch heute in vielen Modellfliegerhänden im Verein. Ein gern benutztes Modell auch bei den Hangflugwochenenden. Es folgten die allseits geliebten Nuri´s. Auch hier gingen eine Unzahl an Modellen durch Karls Werkstatt. Von den vielen Monstern ganz zu schweigen.
Leider kam sein Flattervogel nie richtig in die Gänge. Mit welch einem Elan Karl sich der Verwirklichung des Traums annahm ist gewaltig.
Werkstatt ist ein Stichwort. Wer diese jemals betreten hat kam beschwingt aus dieser heraus. Waren es die Epoxydämpfe oder der gewaltige Rauch der Zigaretten. Egal, was hier gebaut und repariert wurde ist gewaltig. In den letzten Jahren gingen die vielen Arbeiten dann auf die heimische Terrasse und somit war der kleine, immer laufende Lüfter im Keller entlastet und hatte sozusagen seine Sommerpause.
Mit seinem blauen BMW war Karl schon von weitem zu erkennen. Ein treues Gefährt das eng mit Karl verbunden war. Fast hätte er für sein 96-Baujahr-Modell das H-Kennzeichen erreicht. Es gab wohl keinen Samstag an dem Karl, mit Kaffeekanne bewaffnet, pünktlich zum Flugbeginn „seinen“ Platz in der Hütte einnahm. Bis zum Schluss blieb Karl bei seinen Fliegerkammeraden und freute sich des Betriebes an unserem Vereinsgelände.
Keine Veranstaltung wurde ausgelassen. Karl war an allen Flugtagen des Vereins ein Stützpunkt für jegliche Belange. Mit einer Souveränität erledigte er den Ausschank von Getränken mit allem was dazugehört.
Kindernachmittage ohne Karl, undenkbar! Er war der erste bei diesen Veranstaltungen am Platz. Mit seiner bekannt herzlichen Art, ließ er von den Kindern die Becher beschriften, Schnitt die Semmeln für die Ketchup- und Würstleinlagen zurecht und erklärte den Kindern wie solche Modelle gebaut werden.
Bei den Flugtagen unserer befreundeten Vereine war Karl immer ein gern gesehener, willkommener Gast. Auch die weiter entfernten Veranstaltungen wurden gern von unserem Karl besucht. Nur das Zelten war nichts für ihn, lieber nahm er sich ein Zimmer um zu übernachten.
Obwohl nie selbst geflogen, war Karl immer bei den Hangsegelausflügen dabei. Anfangs noch mit Quetsche und gesanglicher Untermalung. Er beobachtete die Piloten, die Modelle und hielt auch mit manchen fachlichen Bemerkungen nicht zurück.
Doch einmal ist Karl mit einem Segler geflogen. Christian brachte das Modell auf Höhe und übergab den Sender. Aber nur sehr, sehr kurz. Christian hatte zu viel Angst ums Modell und flog weiter. Bei diesem Versuch und Flug blieb es. Karl hatte von da an keinen Bedarf mehr zu steuern.
Es wird einsam werden. Wir werden vergeblich warten. Einer unserer Urgesteine im Verein wird nicht mehr kommen. Karl wir vermissen dich schon heute und werden dich nie vergessen.
Axel